Inhalt

Neuigkeiten zum Finsterwalder Krankenhaus und der Gesundheitsversorgung in Südbrandenburg

Am vergangenen Donnerstag informierte Finsterwaldes Bürgermeister Jörg Gampe im Rahmen eines Fraktionsgesprächs die Fraktionsvorsitzenden der Stadtverordneten über die neuesten Entwicklungen bezüglich des Finsterwalder Krankenhauses und der Gesundheitsversorgung über den Landkreis hinaus.

Er schätzt die Lage so ein, dass der Landkreis wie bisher weitermacht. Die Arbeiten laufen also weiter in Richtung der Studie, die von der Beraterfirma Oberender erstellt wurde. Bürgermeister Gampe kritisierte, dass der Landkreis bisher überhaupt nicht auf den Beschluss und den darin enthaltenen Vorschlägen aus Finsterwalde vom November reagiert hat. Die Stadtverordneten empfahlen darin unter anderem, den Krankenhausstandort Herzberg als zentrales Sanitätszentrum für die Angehörigen des stark wachsenden Bundeswehrstandortes Holzdorf/Schönewalde in enger Abstimmung mit der Landesregierung Brandenburg zu entwickeln. Der Standort Finsterwalde sollte unter Berücksichtigung der Planungen für den vierten Bauabschnitt zum zentralen Standort der einwohnerstärksten Region des Elbe-Elster-Kreises weiterentwickelt werden.

Bei der Infoveranstaltung am 1. Dezember in Schönewalde, bei der u. a. auch Ministerpräsident Dietmar Woidke sowie Landrat Christian Jaschinski anwesend waren, machte sich Gampe stark für diesen Lösungsansatz. Der Standort Herzberg/Holzdorf/Schönewalde soll mit 500 Millionen Euro aus Bundesmitteln sowie mit weiteren 100 Millionen Euro aus Fördermitteln des Landes gestärkt werden. Der Beschluss war demnach genau richtig gefasst, denn das Ziel sollte sein, bestehende Strukturen in Herzberg und Finsterwalde zu fördern.

Die Lenkungsgruppe, die vom Landkreis einberufen wurde, tagte am 4. Dezember zum ersten Mal. Die seitens des Landkreises vorgelegte Geschäftsordnung wurde von den Bürgermeistern und Kommunalvertretern abgelehnt. Unter klarem Verstoß gegen den Beschluss des Kreistages zur Besetzung der Lenkungsgruppe nahmen mehrere nicht autorisierte Teilnehmer an der Beratung teil, wobei hier mittlerweile das rechtsstaatliche Handeln des Landkreises infrage gestellt werden muss. Der Vorschlag aus Finsterwalde fand hier wiederum kein Gehör, sodass die vierstündige Sitzung mit einem ernüchternden Ergebnis endete. Bei der anschließenden Kreistagssitzung am 11. Dezember im Haus des Gastes in Falkenberg bezogen Dr. Astrid Knöfel, Fachärztin für Allgemeinchirurgie in Finsterwalde, und Jörg Gampe erneut gemeinsam Stellung zum Einwohnerantrag. Beide verwiesen auf die über 9.000 Unterschriften, die bislang völlig negiert wurden und auf die Wichtigkeit des Finsterwalder Krankenhauses für die Gesundheitsversorgung in der Sängerstadtregion mit knapp 40.000 Einwohnern!

Am 20. Dezember sollte auf Einladung des Ersten Beigeordneten des Landkreises im Finsterwalder Krankenhaus ein erstes sogenanntes Standortgespräch stattfinden, bei dem Konzepte für das Finsterwalder Krankenhaus aus der Ärzteschaft vorgestellt werden sollten. Es handelte sich jedoch nicht um ein Gespräch über die Zukunft des Klinikums. Stattdessen war der Bürgermeister überraschenderweise als Gast einer Betriebsversammlung anwesend. Dennoch nutzte Jörg Gampe die Gelegenheit, sich an die Belegschaft zu wenden und sich für deren Einsatz besonders in den zwei zurückliegenden Corona-Jahren zu bedanken: Man müsse jetzt zusammenhalten und Lösungen finden.

Dass man miteinander reden muss, um diese Lösungen und Ideen gemeinsam zu finden, wurde auch beim 2. Ärztestammtisch mit niedergelassenen Ärzten aus der Sängerstadtregion und Klinikärzten aus dem Finsterwalder Krankenhaus, Vertretern von Krankenkassen, Verbänden und dem KVBB am 17. Januar 2024 deutlich. Dieser war auf zwei Stunden angesetzt, musste aber nach 4 ½ Stunden auf einen Folgetermin verschoben werden. Fakt ist, dass die Finanzierung des Neubaus eines Zentralkrankenhauses nach wie vor unklar ist. Die Diskussionsteilnehmer waren vielfach der Meinung, dass der Krankenhausstandort Finsterwalde auf jeden Fall ausgebaut werden müsse. Allein schon deshalb, weil die Zukunft des nächstgelegenen Krankenhauses in Lauchhammer ebenso ungewiss ist.

Bei der kurz darauf folgenden zweiten Lenkungsgruppe am 22. Januar wurde durch den ärztlichen Direktor Prof. Dr. med. Roland Reinehr mitgeteilt, dass der Dienstplan für die Gynäkologie und Kinderheilkunde bis März gesichert sei. Der neue Geschäftsführer des Elbe-Elster-Klinikums, Michael Winkler, wies jedoch darauf hin, dass der Aufsichtsrat noch über das nach wie vor hohe Defizit entscheiden müsse. Auch bei diesem Termin wurden wiederholt Vorschläge und Lösungsansätze der kommunalen Vertreter abgelehnt. Das Konzept aus der Ärzteschaft mit externen Partnern für die Gynäkologie Herzberg wurde lediglich als lose Ideensammlung bezeichnet. Auch hier wurden erneut Beruhigungspillen verteilt, keine neuen Informationen geliefert und den kommunalen Vertretern kein Gehör geschenkt. Die Bürgermeister und kommunalen Vertreter werden seitens des Landkreises nicht ernst genommen. „Wir sind nur schmückendes Beiwerk“, so Bürgermeister Jörg Gampe. Es macht daher keinen Sinn, an solchen Beratungen der Lenkungsgruppe teilzunehmen.

Den neuen Geschäftsführer hingegen lernte Jörg Gampe als netten und umgänglichen Menschen kennen. Doch auch er reagierte bisher ebenso wenig auf die Vorschläge des Finsterwalder SVV-Beschlusses. Gegenüber den Mitarbeitern des Klinikums versicherte Winkler, dass er kein Vertreter der Agentur Oberender sei und räumte den Kontakt aus einer früheren beruflichen Beziehung ein. Winkler müsse sich nun in die Zahlen, Daten und Fakten einarbeiten und sich genauer vorbereiten. Eines seiner Ziele sei es, weniger Honorarärzte zu beschäftigen. Bürgermeister Gampe schätzt die Situation weiterhin so ein, dass seitens des Landkreises weiter an der geplanten 3+1 Strategie festhalten wird.

Bei der zweiten Dialogveranstaltung im Rahmen des von der Wirtschaftsförderung Brandenburg (WFBB) geförderten Projektes „Versorgungsbedarfsanalysen Brandenburg“ war Michael Winkler ebenfalls anwesend. Bei dieser Veranstaltung wurde erstmals diskutiert, den Süden des Landes Brandenburg als ein einheitliches Versorgungsgebiet zu betrachten. Dabei seien weite Wege, zum Teil auch in die angrenzenden Bundesländer, einzukalkulieren. Laut Michael Zaske, Leiter der Gesundheitsabteilung im Ministerium, müsse man nun auch in anderen Strukturen denken. Er rechnet bereits im nächsten Jahr mit einem neuen Krankenhausplan. Deshalb müsse man schon jetzt verschiedene Szenarien durchspielen und nicht in Landkreisen denken, sondern in Versorgungsstrukturen über Landkreisgrenzen und sogar über die Landesgrenzen in Richtung Sachsen. Umso mehr muss der Landkreis dem SVV-Beschluss endlich Beachtung schenken und den Krankenhausstandort unter Einbeziehung des vierten Bauabschnittes zu einem starken, möglichst Level II-Standard, ausbauen!

Bürgermeister Jörg Gampe sieht nun die Kreistagsabgeordneten in der Pflicht, alles für eine tragfähige Zukunft der Gesundheitsversorgung in Finsterwalde und der gesamten Region beizutragen.