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Kulturweberei feierlich eröffnet

Spannung und Vorfreude lagen kurz vor der offiziellen Eröffnung der Kulturweberei Finsterwalde in der Luft. Und das, obwohl der Probetrieb bereits seit dem 9. Dezember 2022 lief und schon mehr als 10.000 Gäste die neue, multifunktionale Veranstaltungshalle in der Sängerstadt besucht haben.

Der Vorsitzende der Stadtverordnetenversammlung begrüßte nach der musikalischen Eröffnung durch die Weberknechte die mehr als 300 anwesenden Gäste, darunter Landtagspräsidentin Prof. Dr. Ulrike Liedtke, Innenminister Michael Stübgen, die Mitglieder des Bundestages Knut Abraham und Hannes Walter, Mitglieder der Stadtverordnetenversammlung, ehemalige Abgeordnete, Bürgermeister und Amtsdirektoren sowie Sigurd Heinze, Landrat des Nachbarlandkreises Oberspreewald-Lausitz. Auch zahlreiche Kulturschaffende, Vertreter von Vereinen, sozialen Einrichtungen, der Freiwilligen Feuerwehr, der Unternehmen und Betriebe sowie Gastronomen der Sängerstadtregion wohnten dem Ereignis bei. Das erste von vielen Dankesworten an diesem Abend richtete er an das Team um Architekt Jürgen Habermann, die zahlreichen beteiligten Baufirmen und das Team der Stadtverwaltung, die das Projekt gemeinsam umgesetzt haben. Ein großes Dankeschön und den symbolischen Blumenstrauß gab es für Irene Gampe. Familie, Freunde und Weggefährten des Bürgermeisters hätten in den arbeitsintensiven Jahren, die u.a. durch das Ringen um den Bau der Kulturweberei und den Bau selbst verursacht worden sind, oftmals zurückstecken müssen, betonte Andreas Holfeld.

Das kulturell vielfältige Programm des Abends wurde durch die Young Voices, den Landesjugendpopchor Brandenburgs unter der Leitung von Diana Labrenz, fortgesetzt. Mit ihren Interpretationen moderner Popsongs stellten sie die Akustik des Saals auf die Probe. Das Publikum zeigte sich vom Gesang und der akustischen Umsetzung gleichermaßen beeindruckt.

Landtagspräsidentin Ulrike Liedtke betrachtete in ihren Grußworten die Kulturweberei im wörtlichen Sinne. Kultur und Industriegeschichte seien im neuen Bauwerk im wahrsten Sinne des Wortes verwoben.

Die Kulturweberei befindet sich auf dem Gelände der ehemaligen Schaeferschen Tuchfabrik Finsterwalde und besteht u.a. aus ehemaligen Bestandteilen des Gebäudekomplexes. Dem gewidmet, ist das Eingangsbauwerk nach dem ehemaligen Eigentümer Carl Schaefer benannt. Die Shedhalle als großes Foyer zeigt die historische Sheddachform und beinhaltet die Original-Stützen, die bewahrt und wieder verwendet werden konnten. Den abschließenden Gratulationsworten der Landtagspräsidentin zum erfolgreichen Bau und der feierlichen Eröffnung schlossen sich Vertreter aus drei Partnerstädten Finsterwaldes an. Pascal d’Inca aus Montataire (Frankreich), Raivis Anspaks aus Salaspils (Lettland) und Sebastian Michel aus Eppelborn (Saarland) hatten den Baufortschritt während der Besuche der vergangenen Jahre mitverfolgen können.

Innenminister Michael Stübgen überbrachte die Grußworte der Landesregierung. Als Finsterwalder und Unterstützer der ersten Stunde erinnerte er an den herausfordernden Weg, der bis zum Baubeginn zunächst politisch gegangen werden musste. Auf dieses Wechselbad der Gefühle gingen auch die vier Sänger von Finsterwalde ein, die traditionell dem Anlass gewidmete Textzeilen zum Sängerlied hinzufügten.

„Von der Idee zur Umsetzung“ war die Überschrift der Rede von Bürgermeister Jörg Gampe. Nach seinen Dankesworten an das Architektur- und Planungsteam sowie an die Bauleute und seine Kolleginnen und Kollegen, schaute er gemeinsam mit dem Publikum auf die Entstehung der Kulturweberei am Standort der ehemaligen Tuchfabrik zurück.

Konkret begann diese bereits im Jahr 2011 mit einer Begehung und ersten Bestandssicherungen unter Einbeziehung des Denkmalschutzes. Im Mai desselben Jahres fand dann der erste öffentliche Workshop für die Finsterwalder Bürgerinnen und Bürger statt. Zentrale Frage war: Braucht Finsterwalde eine Veranstaltungshalle? Der Architektenwettbewerb folgte, ebenso wie zahlreiche Arbeitsgespräche und der Erfahrungsaustausch, u.a. mit dem Manager der Veranstaltungshalle in der saarländischen Partnergemeinde Eppelborn und dem technischen Leiter der Neuen Bühne Senftenberg.

2013 beauftragte die Stadtverordnetenversammlung das Architekturbüro Habermann mit der Entwurfsplanung, welche wiederum ein Jahr später vorgestellt werden konnte.

Im Oktober 2014 beschloss die Stadtverordnetenversammlung die finanziellen Voraussetzungen zur Umsetzung des Projektes zu schaffen. Während bereits mögliche Fördermittel akquiriert wurden, startete eine kleine Gruppe das Bürgerbegehren gegen den im Oktober 2014 gefassten Beschluss.

Am Vormittag des 28. September 2016 konnte die Siegerurkunde für den Stadt-Umland-Wettbewerb und damit ein weiterer bedeutender Bestandteil der Fördermittel entgegengenommen werden. Am Nachmittag des gleichen Tages beschloss die Stadtverordnetenversammlung den freiwilligen Bürgerentscheid für die Umsetzung des Projektes. Der Verein der Freunde und Förderer der künftigen Stadthalle fand sich zusammen. Im Ergebnis stimmten im November 2016 64,3 % der Finsterwalderinnen und Finsterwalder für den Bau der Halle und die damit verbundene Investition in den Kulturstandort Sängerstadt. Der Erhalt der Baugenehmigung im Mai 2018, der Sicherung weiterer Fördermittel bis zu einer Förderquote von mehr als 60 %, die feierliche Grundsteinlegung am 4. September 2020 und das Richtfest im Juni 2021 waren weitere Meilensteine auf dem Weg der Fertigstellung.

Der erfolgreiche Probebetrieb und die Begeisterung auf Seiten des Publikums und der Künstler gebe all denen recht, die sich um die Umsetzung des Projektes bemüht haben, betonte Bürgermeister Jörg Gampe weiter. Er dankte dem Team der Kulturweberei, dass in arbeitsintensiven Wochen sämtliche Veranstaltungsformate begleitet und umgesetzt habe. Mit dem ersten Konzert durch die Kreismusik- und Kunstschule Gebrüder Graun, das den Probebetrieb am 9. Dezember 2022 eröffnet hatte, stand der musikalische Nachwuchs der Region erstmals auf der Bühne. Die Konzerte, Tanzveranstaltungen und weitere Events zeigten bereits, dass die Kulturweberei ein Ort für jede Altersgruppe, jedes Genre und jeden Geschmack sei.

Bestätigt wurde dies anschließend durch den bereits zweiten Auftritt der Musikschulband DOZ. Zum Ende des Programms blickten die beiden Architekten Jürgen Habermann und Clemens Habermann auf die sprichwörtlichen und im wahrsten Sinne des Wortes vorhandenen Steine zurück, die dem Projekt einst im Weg lagen. Letzten Endes habe man daraus etwas Schönes gebaut – genauso wie es Johann Wolfgang von Goethe im ihm zugeschriebenen Zitat empfohlen hatte. Den musikalischen Abschluss bildete das „Ensemble Vario“, die Robert Schumanns op. 44 Klavierquintett in Es-Dur am hauseigenen Steinway-Flügel der Kulturweberei erklingen ließen.

Bildergalerie vom 21. April 2023