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Zukunft des Elbe-Elster-Klinikums: Ohne einen starken Klinik-Standort in Finsterwalde keine zuverlässige Gesundheitsversorgung

Stadt Finsterwalde fordert Landkreis und Klinikleitung zu ehrlicher Kommunikation mit den Einwohnern der Sängerstadtregion auf.

Seit Juni ist die Zukunft des Krankenhauses in Finsterwalde das bestimmende Thema im Stadtgespräch. Immer wieder kommen Gerüchte um eine Schließung auf, Informationen über eine deutliche Schwächung des Klinik-Standortes werden aus vielfältigen zuverlässigen Quellen, darunter zahlreiche Ärzte, an die Stadt Finsterwalde herangetragen. Die Stadt Finsterwalde betrachtet die Entwicklung des Klinikumstandsortes Finsterwalde, gemeinsam mit den Abgeordneten der Stadtverordnetenversammlung, bereits seit längerem mit großer Sorge.

Nachfragen und Angebote der Stadt Finsterwalde finden kein Gehör

Seit fast drei Jahren wird deswegen auf verschiedenen Wegen intensiv um Information und Austausch gebeten sowie im Hinblick auf den Erhalt und die Modernisierung des Krankenhausstandortes Finsterwalde die Unterstützung der Stadt angeboten. Auf diese Bitten, Angebote und Anfragen gab es wenige bis keine Reaktion seitens des Landkreises und der Geschäftsführung.

Schließlich konnte ein Gesprächstermin Anfang März 2023 vereinbart werden, der seitens des Landkreises mehrfach verschoben wurde. Zwischenzeitlich (17. März) erschien ein Artikel in der Lausitzer Rundschau zu den sogenannten Handlungsbedarfen aufgrund der beauftragten Studie zur Krankenhauslandschaft . Im Artikel wird Landrat Christian Jaschinski indirekt damit zitiert, dass die Bürgermeister der Standorte darüber informiert seien. Das war zu diesem Zeitpunkt nicht der Fall. Der Gesprächstermin, in der Bürgermeister Jörg Gampe und die Fraktionsvorsitzenden der SVV über diese Pläne informiert worden sind, fand erst am 28. März statt. Die umstrittene Art und Weise der Kommunikation, die sich bis heute fortsetzt, war dann Thema des Folgeartikels vom 3. April.

Zurückhaltung entscheidender Informationen für die gesamte Sängerstadtregion

Im Gesprächstermin am 28. März wiederholte Landrat Christian Jaschinski die Aussage aus dem November 2022, dass es keine Absichten bzw. Notwendigkeiten gibt, das Leistungsspektrum am Krankenhausstandort Finsterwalde zu reduzieren.

Spätestens seit der Sondersitzung des Kreistages am 10. Juli ist nun offensichtlich, dass dies nicht der Wahrheit entsprach.

Vielmehr wurde dort offiziell bekannt, dass bis zur Errichtung eines Level 2 Krankenhauses "in der Mitte des Landkreises" (mutmaßlich Doberlug-Kirchhain) im Wert von mindestens 150 Millionen Euro, der Standort Finsterwalde und damit die Gesundheitsversorgung in der Sängerstadtregion heruntergefahren werden wird. Bis zum Abschluss des Baus in frühestens acht Jahren an „zentraler Stelle im Landkreis“ sollen die Leistungen in Elsterwerda und Herzberg konzentriert werden. Für Finsterwalde bedeutet dies: Wegfall der Notaufnahme in etwa einem halben Jahr und in logischer Konsequenz auch der Wegfall sämtlicher stationärer Angebote. Die Gesundheitsversorgung in der Sängerstadtregion wird so mutwillig und entscheidend geschwächt. Unabhängig von den wirtschaftlichen Bedenken hinsichtlich des Neubaus für mehrere Hundert Millionen Euro an einem komplett neuen Standort bleibt u.a. die Frage offen, warum das bevölkerungsreichste Gebiet im Landkreis Elbe-Elster in dieser Planung offenbar ignoriert wird.

In einer 3+1-Variante sollen die drei bisherigen Standorte Elsterwerda, Herzberg und Finsterwalde um den Neubau in Doberlug-Kirchhain ergänzt werden. Dies geht jedoch mit der massiven Herabsetzung der drei Bestandskrankenhäuser einher.

Die Stadt Finsterwalde teilt die Meinung der Ärzteschaft. Sollte dieser Umstand eintreten, werden davon vor allem ältere Menschen und chronisch Kranke betroffen sein, die im Notfall auf schnelle ärztliche Versorgung angewiesen sind. Was im Falle einer Großschadenslage ohne Notaufnahme geschehen würde, ist kaum vorstellbar.

Stadt Finsterwalde drängt auf ehrliche Kommunikation

In Vorbereitung und im Nachgang zu den nunmehr stattfindenden Informationsterminen, die bis auf die Sondersitzung des Kreistages am 10. Juli unter Ausschluss der Öffentlichkeit stattfanden, drängte die Stadt Finsterwalde auf die Veröffentlichung entscheidender Informationen sowie auf den Zugang u.a. zum Gutachten der Oberender AG, dass die Alternativlosigkeit der 3+1-Variante erläutern soll. So bestanden vor den Terminen umfangreiche Fragen seitens der Stadt Finsterwalde, um überhaupt in die Lage versetzt zu sein, inhaltlich und themenbezogen an der Diskussion teilnehmen zu können. „Wir haben unter anderem angefragt, welche Schritte die Klinikleitung unternommen hat, um Ärzte und Pflegepersonal im Klinikum zu halten. Schließlich wird der massive Personalmangel seitens der Geschäftsführung und des Gutachtens als wirtschaftliches Problem genannt, sodass ein Weiterbetrieb der gewohnten drei Standorte angeblich nicht möglich ist. Die Konsolidierung des Elbe-Elster-Klinikums soll auf Kosten der ärztlichen Versorgung in der Sängerstadtregion und ohne konkrete inhaltliche Beurteilung der Ursachen erfolgen. Nachfragen zu den Ursachen des Ärzteschwunds sowie zum Verlassen des Klinikums von medizinischem und pflegerischem Personal wurden abgebügelt“, kritisiert Bürgermeister Jörg Gampe.

Veröffentlichung der Eckpunkte für die Krankenhausreform des Bundes sieht deutlich bessere Finanzierung kleinerer Krankenhäuser vor

Ein in der Vergangenheit viel zitierter Grund für das Handeln des Landkreises und der Klinikgeschäftsführung war die angeblich zu erwartende Schwächung der kleineren Krankenhausstandorte durch die Krankenhausreform des Bundes. Erste Eckpunkte zur neuen Krankenhausreform, die am 10. Juli veröffentlich worden sind, sehen durch den Wegfall der bisherigen Fallpauschalen und den Ersatz dieser durch Vorhaltepauschalen, jedoch eine deutliche bessere Finanzierung für kleinere Krankenhäuser vor. Sie hätten durch die Vorhaltepauschale auch jenseits von Fallzahlen "eine Art Existenzgarantie“, so der Bundesgesundheitsminister. Über den Sommer soll eine gemeinsame Bund-Länder-Gruppe einen konkreten Gesetzentwurf erarbeiten. Das Gesetz, dass dann zum 1. Januar 2024 in Kraft treten soll, könnte die wirtschaftliche Lage des Elbe-Elster-Klinikums signifikant verändern. Fraglich ist, warum dies in der weiteren Planung durch Landkreis und Geschäftsführung keine Berücksichtigung finden soll.

Überparteiliches Bündnis der gesamten Sängerstadtregion setzt sich für den Erhalt des Klinikstandortes in Finsterwalde ein

Das über viele Kanäle und in sämtlichen Gremien offensichtliche Entsetzen über diese massive Schwächung der Gesundheitsversorgung in der Sängerstadtregion verbindet Abgeordnete aller Gremien sowie zahlreiche Beschäftigte im medizinischen Bereich sowie die unmittelbar betroffenen Bürgerinnen und Bürger. Bürgermeister Jörg Gampe: „Das ganze Szenario erinnert in dramatischer Weise an die Schließung der gynäkologischen-geburtshilflichen Station Finsterwalde 2007, nur noch um ein vielfaches schlimmer. Mit den vielfach gestreuten Pressemitteilungen des Landkreises Elbe-Elster wird das Bild erzeugt, als würde nun noch ein großartiger Beteiligungsprozess mit den Stadtortkommunen, der Kassenärztlichen Vereinigung (KVBB) sowie den Bürgerinnen und Bürgern erfolgen. Jedoch bleibt die Frage im Raum stehen, warum wir über 2,5 Jahr ständigen Nachfragens und den vielfachen Angeboten zur Unterstützung bei der Ärztegewinnung nie offen seitens des Landkreises informiert worden sind. Ich werde, solange es mir möglich ist, diesen Prozess weiter hinterfragen. Finsterwalde ohne Krankenhaus ist für die Stadt Finsterwalde nicht vorstellbar.“